Hollywood-Star Sandra Bullock spendet eine Million Dollar
New York - Hollywoodstar Sandra Bullock hat für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien eine Million Dollar gespendet. Die 40-jährige, die 1994 mit dem Thriller «Speed» weltbekannt wurde, stellte das Geld dem Amerikanischen Roten Kreuz zur Verfügung. Das teilte die Organisation mit. Bullock hatte der Hilfsorganisation nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ebenfalls eine Million Dollar zur Verfügung gestellt.
Hamburg - Der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München macht sich für die Opfer der verheerenden Flutkatastrophe in Asien stark. Die Bayern werden 300 000 Euro spenden und langfristig eine Patenschaft für ein Projekt in Sri Lanka übernehmen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Abend in der Sendung «Deutschland hilft» bei SAT 1. Das Projekt wird von Spielern und Verein finanziert. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kündigte zudem ein Benefizspiel der deutschen Nationalmannschaft an.
Gut zehn Millionen Euro Spenden für Flut-Opfer durch Sat.1-Gala
Berlin - Gut zehn Millionen Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien hat eine live übertragene Spendengala von Sat.1 erbracht. Das Gesamt-Spendenergebnis von 10,25 Millionen Euro gab der private Fernsehsender am Abend nach Ende seiner zweieinhalbstündigen Sendung «Deutschland hilft» bekannt. Dies sei der höchste bisher erreichte Betrag einer Benefizgala im deutschen Fernsehen, hieß es.
Berlin - Der Vorstoß von Bundeskanzler Gerhard Schröder für Partnerschaften zum Wiederaufbau der zerstörten Regionen Südasiens findet positive Resonanz. Städtetagspräsidentin Petra Roth sagte der «Berliner Zeitung», die Organisation werde sich aktiv für Schröders Initiative einsetzen. «Wir prüfen schon die konkrete Umsetzung.» Es müsse aber abgewartet werden, für welches Land sich die Bundesregierung entscheide. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund beurteilte die Initiative ebenfalls positiv.
Jakarta - Neun Tage nach der Flutkatastrophe in Südasien benötigen immer noch mehr als 1,8 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel. Die UN warnte davor, dass Tausende verhungern oder an Krankheiten sterben könnten, weil Versorgungsgüter nicht rechtzeitig ankämen. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass es einige Tage dauern könnte, bis auch die entlegensten Gegenden erreicht werden. Zur Versorgung von Hunderttausenden sind in den Katastrophengebieten Hubschrauber, Flugzeuge, Schiffe und Lastwagen im Dauereinsatz.
UNO warnt vor Seuchen und Hungersnot in Flutgebieten
Jakarta - Neun Tage nach der Flutkatastrophe am Indischen Ozean warnt die UNO vor Seuchen und Hungersnöten. Mehr als 1,8 Millionen Menschen bräuchten dringend Nahrungsmittel. Hilfsorganisationen rechnen aber damit, dass es noch einige Tage dauern könnte, bis auch die entlegensten Gebiete auf der indonesischen Insel Sumatra erreicht werden. Hubschrauber, Flugzeuge, Schiffe und Lastwagen sind im Dauereinsatz. In Galle in Sri Lanka sollen US-Soldaten helfen, die schlimmste Not zu lindern.
US-Soldaten zur Katastrophenhilfe in Sri Lanka angekommen
Galle - In Sri Lanka die ersten US-Soldaten zur Katastrophenhilfe nach der Flut eingetroffen. Sie landeten in Colombo und sollen vor allem in der besonders schwer betroffenen Stadt Galle im Südwesten eingesetzt werden. In Indonesien teilte die Regierung inzwischen mit, dass sich knapp 390 000 Menschen in Auffanglager geflüchtet haben. Der Flughafen in der verwüsteten Provinzhauptstadt Banda Aceh auf Sumatra musste vorübergehend gesperrt werden, nachdem eine Maschine mit Hilfsgütern von der Landebahn gerutscht war.
New York - Wo die Kameras nicht sind, scheint es kein Leid zu geben. Ohne Fernsehbilder und bewegende Schilderungen in den Zeitungen bleibt die Not eine statistische Größe. Nicht mächtig genug, um so viel Mitgefühl zu erregen wie die Tsunami-Katastrophe, die derzeit die Medien beherrscht. Eine Woche nach dem verheerenden Beben vor Sumatra mehren sich bei den UN Stimmen, die nach der enormen Hilfsbereitschaft für Südasien ein Spendentief mit schlimmen Folgen für viele Not leidende in «nicht-prominenten» Elendsregionen der Welt kommen sehen.
Wohlweislich hat Jan Egeland, der oberste UN-Hilfekoordinator, seit dem ersten Appell für die Rettung von Menschenleben in den Tsunami-Gebieten mehrfach dazu aufgerufen, die bedrohten Menschen in anderen Teilen der Welt nicht zu ignorieren. «Innerhalb von sieben Tagen», rechnete UN-Generalsekretär Kofi Annan am Sonntag im US- Fernsehsender ABC vor, «haben wir mehr Geld für die Tsunami-Krise bekommen, als auf alle unsere humanitären Hilfsappelle im zurückliegenden Jahr zusammengenommen.»
Geldmangel gehörte 2004 wieder zu den Gründen dafür, dass es den UN nicht gelang, das vermeidbare Sterben in weiten Teilen Afrikas einzudämmen. «Im Osten Kongos kommen nach jüngsten Erhebungen jeden Tag rund 1000 Menschen an vermeidbaren Krankheiten und wegen der Vernachlässigung der humanitären Hilfe ums Leben», sagte Egeland Reportern im UN-Hauptquartier. «Das summiert sich alle vier Monate zu einer Tsunami-Katastrophe, und das schon seit Jahren.»
Das Sterben im Osten Kongos, in Teilen Burundis, im Norden Ugandas oder auch in Tschetschenien heißt im UN-Jargon «orphaned disasters» - verwaiste Katastrophen. «Sie sind nicht in den Schlagzeilen, sie kommen im Fernsehen nicht vor, sie werden ignoriert und übersehen», klagte Annan. Auch 2005 dürfte sich kaum etwas ändern. Eher noch könnte es zu den Spätfolgen der Tsunami-Wellen gehören, dass es für die Menschen in den «verwaisten» Notregionen noch schlimmer kommt.
Weit mehr als 2 Milliarden Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) wurden in einer Woche an Tsunami-Nothilfe für etwa 5 Millionen Menschen in den betroffenen 12 Ländern zugesagt. Das sind bereits rund 300 Millionen Dollar mehr, als die Summe, um die Annan im November für das gesamte Jahr 2005 «zur Unterstützung des Überlebenskampfes von 26 Millionen Menschen in 14 fast vergessenen Notregionen in Afrika, Europa und dem Nahen Osten» gebeten hatte.
Wie viel Geld für diese Menschen angesichts der Hilfe in Südasien wirklich noch zusammenkommt, bleibt abzuwarten. Für den Wiederaufbau in den Tsunami-Gebieten veranschlagen die UN bereits einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren - bei Kosten von etlichen Milliarden Dollar. Das wird sich im Hilfeappell widerspiegeln, den die UN und die betroffenen Länder am Donnerstag in Jakarta veröffentlichen wollen.
«Ich denke, die reiche Welt kann und muss insgesamt mehr für die arme tun», sagt Egeland. Das betreffe ebenso die langfristige Entwicklungshilfe, die schließlich auch dazu beitrage Notsituationen zu reduzieren. Egeland verweist auf sein Heimatland Norwegen, das 0,92 Prozent seines Bruttosozialproduktes (BSP) als Entwicklungshilfe zur Verfügung stellt. Fast 1 Prozent - das ist Weltspitze. Die meisten Staaten - darunter auch Deutschland - bleiben weit hinter dem UN-Ziel von wenigstens 0,7 Prozent des BSP zurück.
Neu Delhi - Als der Lastwagen mit den Hilfsgütern stoppt, bricht Chaos aus. Verzweifelte und hungrige Opfer der Flutkatastrophe stürmen auf den Wagen zu, von dem Helfer Nahrungsmittelpakete in die Menge werfen. Szenen wie diese aus der südindischen Provinz Tamil Nadu spielen sich dieser Tage in vielen Krisenregionen Südasiens ab. Im Moment ist es für die vielen Helfer am wichtigsten, die Opfer am Leben zu halten, sie mit Nahrung und Wasser zu versorgen und den Ausbruch von Seuchen zu verhindern. Was die Menschen jedoch auch brauchen, ist Hilfe beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Lebensgrundlagen und bei der Bewältigung der traumatischen Erlebnisse.
Viele Überlebende in Notlagern sitzen still da und starren ins Leere. Ein Schweizer, der seit acht Jahren in Sri Lanka lebt, beklagt ein mangelndes Engagement der Bewohner bei Aufräumarbeiten. «Die Einheimischen müssten in erster Linie selber anfassen. Aber sie schauen uns zu und wollen auch noch Geld», sagt er. Andere jedoch weisen darauf hin, dass viele Opfer traumatisiert sind. «Sie brauchen dringend Unterstützung, jemanden, der ihnen versichert, dass sie Hilfe erhalten, um ihr Leben wieder aufzubauen», sagt eine Inderin. Das Kinderhilfswerk UNICEF hat damit begonnen, psychologische Betreuer für traumatisierte Kindern in die Lager zu entsenden.
«Einige Menschen sind organisiert, andere stehen vor ihren Trümmern und sind immer noch geschockt», sagt die deutsche Katastrophenhelferin Sabine Klaus von der Hilfsorganisation HELP in Sri Lanka. Hinzu kommt, dass Bewohner zerstörter Dörfer mit manch gut gemeinten Hilfen nichts anfangen können. In einigen Gebieten Südindiens liegen entlang der Straßen Mengen an gekochtem Essen, das vor sich hingammelt und von Ziegen gefressen wird, sowie Haufen abgetragener Jeans und anderer Kleidungsstücke, die Menschen aus dem ganzen Land spontan gespendet haben.
«Das ist nicht, was die Menschen hier benötigen», meint eine Fernsehreporterin aus dem stark betroffenen Tamil Nadu. Die Menschen wollen keine abgetragenen oder auch westlichen Kleider tragen. Dringend benötigt wird jedoch Schuhwerk - nicht zuletzt wegen der unzähligen Leichen, die überall in der Gegend begraben und verbrannt werden. Fischer sind vor allem darauf angewiesen, dass sie ihre beschädigten Boote reparieren können und neue Fangnetze bekommen, da ihnen sonst die Lebensgrundlage fehlt.
«Die Zukunft der Menschen hier ist ungewiss, ihre Würde aber haben sie behalten», berichtet ein Reporter des indischen Fernsehens von den schwer betroffenen Nikobaren. Der in Indien populäre Filmschauspieler Vivek Oberoi hilft Bewohnern eines zerstörten Dorfs, Gemeinschaftsküchen zu organisieren, wo die Bewohner ihr Essen selbst kochen können. So müssen sie nicht mehr in langen Schlangen für Essensrationen anstehen, die ihnen zugeworfen werden. Auf diese Art könnten sie ein Stück ihrer Würde zurückerlangen und würden nicht mehr wie Bettler oder Flüchtlinge im eigenen Land behandelt, meint Oberoi.
Flutkatastrophe verursachte größtes Bahnunglück aller Zeiten
Galle - Die Signale an der Bahnstrecke stehen noch immer auf rot, dabei fährt schon längst kein Zug mehr. Der letzte war der Express von Vavuniya nach Matara, 20 Kilometer vor der Stadt Galle erfassten ihn am 26. Dezember die Wellen und rissen ihn wie eine Spielzeugeisenbahn von den Gleisen. Die Dimension der Naturkatastrophe in Asien hat das Zugunglück in Sri Lanka in den Hintergrund gerückt - dabei ist es die bei weitem größte Bahnkatastrophe aller Zeiten. Mehr als 1300 Leichen sind bis Montag geborgen worden, und jeden Tag werden es mehr. Viele liegen noch immer unter den umgestürzten Waggons und der Lokomotive.
Um 07.15 Uhr stieg Azmi Naym in Colombo in den Zug, drei Stunden später sollte sich sein Leben für immer verändert haben. Beim Ort Seenigama blieb die Bahn plötzlich stehen, «wir dachten, es habe sich jemand auf die Gleise geworfen», sagt der Juwelenhändler. Dann kam die erste Welle, sie war noch nicht so hoch. «Jeder sagte, bloß nicht nach draußen gehen, in ein paar Minuten geht es weiter.» Doch nach einer Viertelstunde raste eine zweite Welle, «so hoch wie eine Kokosnusspalme», auf den Zug zu. «Jeder hat auf einmal gebetet.»
Naym hatte bei der ersten Welle eine Waggontür geöffnet, in der Türöffnung war auf einmal der Himmel zu sehen. «Unser Waggon wurde wie eine Streichholzschachtel umgeworfen», sagt der 40-Jährige. Ihm, einem weiteren Mann und einer Frau gelang es, sich nach draußen zu ziehen. Die anderen Passagiere des vollbesetzten Wagens, darunter viele Kinder, starben, die meisten ertranken. Naym blieb fast unverletzt, er schlug sich nach Galle zum Haus seiner Eltern durch. «Ich bin immer noch schockiert», sagt er.
Wie eine stählerne Faust trafen die Wellen den Zug, Waggons und Lokomotive liegen heute noch Dutzende Meter neben den verformten Gleisen. Manche Wagen wurden von ihren Gestellen gerissen. Das Wasser trug den Zug durch Häuser hindurch, kein Stein blieb auf dem anderen. Eine Reisetasche wurde neben einen abgerissenen Stromzähler gespült, Kleider dümpeln im Brackwasser neben einem Kinderfahrrad. Bei einem der Waggons liegt ein Fotoalbum, daneben das gerahmte Bild eines stolzen Mannes, vielleicht stand es einmal in einem Schlafzimmer. Eine zerschmetterte Wanduhr zeigt 10.15 Uhr.
Die Wracks der Wagen legen Zeugnis ab von den verzweifelten Rettungsversuchen der Passagiere. Zwischen der Rückbank eines Sitzes und der Abteiltür in einem Wagen ist der Absatz eines Frauenschuhs eingeklemmt, die Menschen ließen alles stehen und liegen, als sie sich retten wollten. Kaum jemand hat es geschafft. Unter einem umgekippten Waggon ragt eine ausgestreckte Hand heraus. Sie hat sich schwarz verfärbt, die Leiche konnte noch noch nicht geborgen werden. Die Soldaten, die mit einem einzigen Bagger hilflos versuchen, im Chaos aufzuräumen, tragen Atemschutzmasken. Der Gestank der Verwesung ist kaum auszuhalten.
Rund 2000 Menschen waren nach Schätzungen von Passagieren im Todeszug. Nur etwa 150 sind Angaben der Polizei bislang lebendig aufgefunden worden. Immer noch kommen viele Angehörige auf der Suche nach ihren Liebsten ins Büro von B.P.B. Ayupala, dem Polizeichef der Region - dabei gibt es am Unfallort sicherlich keine Überlebenden mehr. Ayupala war mit seinen Männern als einer der ersten nach dem Unglück vor Ort. «Überall lagen Leichen», sagt er. «Es war der schlimmste Anblick meines ganzen Lebens.»
Eine endgültige Opferzahl der Bahnkatastrophe wird es wohl nie geben, möglicherweise wurden Leichen ins Meer gespült. Viele Angehörige werden mit der Ungewissheit leben müssen. Die Aufräumarbeiten an der zerstörten Bahnstrecke werden Monate, wenn nicht Jahre dauern. Die einzige Zugverbindung vom Norden in den Süden Sri Lankas, eine der wichtigsten Lebenslinien des Landes, ist auf etlichen Kilometern zerstört. Die Signale auf der Strecke werden wohl noch lange auf rot stehen.